Ein Bericht zur Teilnahme unseres Sportwartes Peter Christoph Wolff

Die Rally Clasico de Mallorca 2024

Die Rallye Isla Mallorca wird seit 19 Jahren in der zweiten Märzwoche ausgetragen und hatte dieses Jahr Jubiläum. Sie fand vom 7.-9.März 2024 statt und umfasst mehr als 500 Kilometer, von denen 170 Kilometer auf gesperrten Straßen zurückgelegt werden.

Die Rallye hat sich als eines der Top Events im Oldtimer Regularity Sport etabliert und zieht Fahrer und Co-Piloten aus ganz Europa an. Die Kombination aus Wettbewerbsgeist und Fahrvergnügen auf malerische Straßen u.a. entlang des Tramuntana Gebirges sowie der berühmten Bergstrecke Sa Calobra mit Ihren über rund 36 Kurven und zahlreichen Spitzkehren macht sie einzigartig. Die Organisation erfolgt durch ein Team von über 150 Fachleuten, die für Sicherheit, Zeitmessung und reibungslosen Ablauf sorgen.

Die Rallye Isla Mallorca, die in diesem Jahr einen Umfang von 14 Wertungsprüfungen hat, zieht eine vielfältige Auswahl an Autos an, von klassischen Oldtimern, alten und neuen Rallye Fahrzeugen bis hin zu modernen Sportwagen. Diese Mischung macht es zu einem Fest für Motorsport-Enthusiasten.

Dabei gibt es zwei Hauptkategorien:

Wettbewerb (Competition): Hier treten Fahrzeuge in drei individuellen Kategorien an:

  • SCRATCH PRE 81: Fahrzeuge vor 1981.
  • SCRATCH PRE 90: Fahrzeuge vor 1990.
  • SCRATCH PRE 98: Fahrzeuge vor 1998.

Gleichmäßigkeit (Regularity): Hier treten Fahrzeuge bis Baujahr 1992 an, die in zwei Geschwindigkeitsklassen, High Average und Low Average, eingeteilt werden.

Neun Teams aus der Euregio Aachen haben die Reise am 01.März 2024 nach Mallorca mit ihren Oldtimern angetreten.

Bild 1: Transport der Fahrzeuge ab Eupen
Bild 1: Transport der Fahrzeuge ab Eupen

Dabei treten die Teams immer zu zweit an. Die Co-Piloten müssen den Überblick über die Routenplanung sowie die Messinstrumente im Auge behalten und vor allem den Fahrern die Kurven ansagen. Jedes Gespann hat dabei seine eigene Strategie. Üblich ist es, die Kurven mit Schwierigkeitsgraden 1 bis 6 zu versehen. Bei 1 kann der Pilot das Gaspedal durchgedrückt halten, 6 dagegen ist eine komplette Kehre, bei der Haarnadelkurve handelt es sich um die größte Schwierigkeit, teilweise muss der komplette Lenkwinkel gefahren werden. Die Teams können sich für zwei verschiedene Disziplinen anmelden. In der Geschwindig­keitsklasse, der beliebteren Disziplin, geht es ganz klassisch zu: Es gewinnt der schnellste. Hier nannte ein Team aus der Euregio mit einem Lancia Delta Integrale (Unger/Kurabi).

In der Regularity wird den Fahrern eine Schnitt­tabelle mit wechselnden Geschwindig­keiten vorgeschrieben, die dem Schwierigkeitsgrad der Straßenführung sowie der Witterung einigermaßen angepasst sind, man sie aber als durchaus sehr sportlich beurteilen muss. Bei Nässe wird zwar mit 5km/h weniger gefahren, ansonsten können die Schnitte auch 50km/h in den Serpentinen betragen. Bei der Einschreibung kann man sich entweder für die niedrigere oder höhere Geschwindigkeits­stufe entscheiden. Der Veranstalter bewertet abschließend, ob diese Einteilungen fair sind und gruppiert ggfs. um, sodass ein Porsche RSR nicht in der niedrigeren Stufe vorzufinden ist. Wir fuhren (Schauer/Wolff) in der höheren Geschwindigkeitsklasse mit einem Fiat 124 Rallye Abarth Bj.1976 und durften uns mit einer Armada von Porsche 911/914 sowie einigen Ferrari messen. Auch hier wurde auf Klassen geachtet und entsprechendes Baujahr gewichtet. Gewertet wird je 1/10 Abweichung von der Idealzeit. Die Ergebnisse werden den Teams über eine spezielle APP unmittelbar nach den Wertungsprüfungen übermittelt, sodass sie ihre Position im Klassement einsehen können. An speziellen Service Stationen konnte man in den Übergangs­etappen zur nächsten Wertungs­prüfung Reparaturen, Reifenwechsel etc. durchführen.

Bild 2: Fiat 124 Rallye Abarth Start No. 76 (Schauer/Wolff)
Bild 2: Fiat 124 Rallye Abarth Start No. 76 (Schauer/Wolff)

Das Auto, das den Durchschnitt am besten halten kann, durchhält und ankommt, trägt den Sieg davon. Hierbei geht es allerdings nicht ohne Hilfsmittel, sodass die Teams mit verschiedenen Systemen antreten dürfen, die in der Oldtimer-Regularity-Szene etabliert sind. Wir waren mit dem Crisartech am Start, ein System, dass sowohl Raddrehzahl und GPS-Geschwindigkeit unabhängig erfassen und auswerten kann, denn in den Bergen und Unterführungen ist GPS nicht möglich. Zudem ermöglicht das System eine Korrektur der Wegstrecke beim Schneiden von Kurven in Anlehnung an die vom Veranstalter vorgegebene Idealstrecke gemessen vom rechten Fahrbahnrand. Alle Autos werden zusätzlich seitens des Veranstalters mittels GPS-Sensor erfasst und können so von der Rennleitung und den Serviceteams geortet werden. Über die Ortung wird die Einhaltung der Geschwindigkeiten erfasst und ausgewertet. Die GPS Mess-Stellen zur Überwachung der vorgegebenen Schnitte sind streng geheim, werden aber nach der Rallye veröffentlicht, sodass man diese zur Analyse und Nachbereitung des Wettbewerbsverlaufs verwenden kann.

Bild 3: Startrampe in Puerto Portals zur Nachtwertung
Bild 3: Startrampe in Puerto Portals zur Nachtwertung

Am Donnerstag ging es um 18 Uhr los. Auf dem Programm standen zwei Strecken: Andratx– Estellencs und Coll des Tords–Calvià. Wir starteten um 19:16 bei Einbruch der Dunkelheit und erreichten gegen 22:00 wieder das Ziel, den Hafen von Puerto Portals mit 73.2 Strafpunkten, welches eine Zeit von 7,32 Sekunden Abweichung von der Idealzeit bedeutete für beide Etappen. Es war der 14. Platz von 29 Teilnehmern mit einer Streuung von 11.4 bis 957 Strafpunkten. Für uns ein Ergebnis, das wir in Ordnung fanden und uns für die kommenden Wertungsprüfungen motivierte.

Bild 4:  Abendetappe Andratx– Estellencs,Länge: 13.5km;  Durchschnitt: 0-6.4km (70km/h), 6.4-13.5km (68 km/h). Hier Darstellung mit den GPS Messpunkten
Bild 4: Abendetappe Andratx– Estellencs,Länge: 13.5km; Durchschnitt: 0-6.4km (70km/h), 6.4-13.5km (68 km/h). Hier Darstellung mit den GPS Messpunkten

Am Freitag führte uns das Roadbook auf drei Strecken – von Pollença nach Lluc, von Llubí nach Santa Margalida und von Sa Calobra zum Aussichtspunkt Ses Barques. Beim Krawattenknoten, wo die Straße eine 360-Grad-Kehre macht, gibt es einen beliebten Punkt zum Zuschauen. Dort standen viele Fans und feierten die Fahrzeuge.

Bild 5: Krawattenknoten Sa Calobra
Bild 5: Krawattenknoten Sa Calobra

Am Samstag wurde Regenwetter erwartet und es kam auch in großen Mengen, sodass der Veranstalter auf allen Strecken die Schnitte um 5 km/h reduzieren musste. Leider waren nicht alle unsere Teams mit Regenreifen am Start und fielen entsprechend in der Wertung um einige Platzierungen zurück oder stiegen auch in der Wertung durch fahrerisches Können. Es ging auf den CIRCUIT MALLORCA LLUCMAJOR sowie zurück ins Tramuntana Gebirge. Am Ende mussten doch noch einige Pässe gesperrt werden, da wegen starkem Nebel die Rallye zu gefährlich wurde. Eine richtige Entscheidung, denn in der Zwischenzeit gab es bereits mehrere Unfälle darunter auch Totalschäden.

Alles in Allem war die diesjährige 20 ste Rallye Isla Mallorca eine großartige Veranstaltung, die wir mit einem 14. Platz im Gesamtklassement beenden konnten. Alle Teams aus der Euregio kamen ohne Zwischenfälle ins Ziel und landeten auf den Plätzen 4/7/10/14/19/29 in der High Average sowie 4/11/ in der Low. Das Team Unger/Kurabi konnte in der Competition Class mit ihrem Lancia Delta den 5.Platz erreichen. Chapeau.